Operation 7

Test - Kostenlose Online-Ballerei 

Was im Fernen Osten ein Erfolg ist, muss in Europa noch lange kein Massenphänomen werden. Das wissen in der Regel auch die, die noch nie in ihrem Leben fermentierten Kohl gegessen haben. Der neue Massive-Multiplayer-Online-First-Person-Shooter Operation 7 scheint diese Hürde auf den ersten Blick aber mit Leichtigkeit zu nehmen. Der Bonner Publisher FIAA, als deutsche Tochterfirma der südkoreanischen AlanBridge Co. Ltd. verantwortlich für den europäischen Raum, hat ein äußerst realistisches Game an den Start gebracht, das es mit jedem anderen Online-Shooter mühelos aufnehmen kann. Wie wir zu dieser Meinung kommen und ob Operation 7 Potential zum Dauerbrenner hat, erfahrt ihr in unserem Testbericht. 
Um in das Spiel einzusteigen, muss sich der User zunächst auf der M-Gameseite registrieren und das Browser-Plug-in herunterladen. Anschließend kann die Setup.exe gezogen werden, die allerdings mit knapp 700 Megabyte schon ein ordentlicher Brocken ist. Nach erfolgreicher Installation folgen einige Charaktereinstellungen, die für einen Shooter eher ungewöhnlich sind. So können etwa Haarfarbe und Gesichtsform des Spielers selbst bestimmt werden. Wer sich anschließend noch nicht gleich an eines der laufenden Spiele auf dem Server heranwagen möchte, kann zunächst auf dem Schießstand üben und das kurze Tutorial absolvieren. Nachdem man sich mit den verschiedenen Waffentypen und Bewegungsabläufen vertraut gemacht hat, fehlt eigentlich nur noch die erste eigene Knarre, um erfolgreich auf Menschenjagd zu gehen.

Waffen im Baukastensystem
Der größte Unterschied zu herkömmlichen Shootern ist das Ausrüstungsmenü. Hier können nach Herzenslust Waffen gekauft und modifiziert, Kleidung verändert oder diverse Gegenstände erstanden werden. Ob Hüte oder Helme, Schutzbrillen, Knieschoner, Rucksäcke oder doch lieber eine neue Munitionsweste; den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Jedes Schießeisen setzt sich dabei aus sechs verschiedenen Komponenten zusammen, die beliebig kombiniert werden können.
Neben den üblichen Bauteilen wie Fernrohre und Schulterstützen können ebenso der Lauf samt Ummantelung, der Griff und Magazine getauscht werden, um so eine auf die jeweilige Spielweise perfekt ausbalancierte Waffe zu erhalten.
Doch wie im wahren Leben gibt es auch bei Operation 7 nichts geschenkt. Das Geld ist das größte Problem. Denn auch wenn das Spiel selbst kostenlos ist, die Zusatzoptionen sind es nicht. Und hier greift das Marketingkonzept von FIAA. Neben der Goldwährung, die durch Kills und Anzahl der Gefechte im Spiel verdient werden kann, besteht die Möglichkeit, FIAA-Cash zu kaufen. Und das ist nicht billig. Ein Dragunov Scharfschützengewehr schlägt in der einfachsten Ausführung bereits mit umgerechnet 8,20 Euro zu Buche. Die Möglichkeit, eine zweite Primärwaffe tragen zu können, kostet satte 20 Euro. Das gleiche Prinzip findet sich bei den 12 unterschiedlichen Outfits, die von Flecktarn bis zur Hip-Hop-Kombo einiges zu bieten haben. Für einen Navy-SEAL Kampfanzug werden zwar lediglich 3,20 Euro berechnet, dieser ist dann aber auch nur für drei Tage verfügbar. Danach löst sich das Kleidungsstück wieder in Luft auf.

Nah an der Wirklichkeit
Einen Pluspunkt verdient die Grafik des Spiels, die für einen Online-Shooter realistisch und detailliert daher kommt. Bei erfolgreichen Schüssen spritzt das Blut mehr als reichlich, Wände splittern unter der Wucht der Projektile und Granaten hinterlassen herrliche Schmauchspuren auf dem Boden. Leider sind weder Kisten noch Scheiben zerstörbar, was bei der Durchschlagskraft der Waffen und der Anzahl der verursachten Splitter doch verwundert. Die 15 Karten sind hingegen abwechslungsreich und realitätsnah gestaltet. Ob nun auf der Gefängnisinsel Alcatraz oder doch lieber im Tokioter Trendviertel Shibuya … gestorben wird überall. Auch bei der Soundgestaltung wurde besonders auf die Authentizität geachtet. Jede Waffe hat einen charakteristischen Klang, der je nach Modifikation noch variieren kann, das Knirschen schwerer Stiefel im Feld, knackende Stöcke oder brummende Motoren, all das lässt Operation 7 zu einem akustischen Erlebnis werden.

Das größte Problem ist die Langzeitmotivation. Das Baukastensystem der Waffen und die verschiedenen Gimmicks bei der Kleidung täuschen zunächst darüber hinweg, dass Operation 7 ein ganz herkömmlicher Shooter ist. Nicht mehr, nicht weniger. Denn auch beim Missionsdesign gibt es leider keine Überraschungen. Neben dem unumgänglichen Deathmatch gibt es Capure the flag, einen Survival- und einen Headhunting-Modus, bei dem ein zuvor bestimmter General unter allen Umständen beschützt werden muss. Ein weiteres Manko sind die Cheater. Es kommt leider häufig vor, dass Gegner wie ein geölter Blitz durch die Landschaft rasen, oder Magazin um Magazin die Kugeln fressen, um einem dann mit nur einem Schlag den Schädel zu zertrümmern.


Positiv
  • Das Baukastensystem ist spaßig
  • viele Zusatzoptionen für den Spieler
  • realistische Grafik
  • sehr guter Sound
Negativ
  • Eintönig trotz der 15 Karten
  • viele Cheater auf dem europäischen Server
Wertungen
Grafik        81
Sound        70
Gameplay   75 
 
Gesamtwertung PC: 80 
 
Das Baukastensystem der Waffen ist eine nette Abwechslung und gibt dem Spieler das Gefühl, Kontrolle zu haben. Ob es allerdings bei einem leichten Maschinengewehr einen großen Unterschied macht, welcher Abzugshebel verwendet wird, bleibt einmal dahingestellt. Die verschiedenen Kleidungsvarianten sind da schon nützlicher, aber sehr stark von der jeweiligen Karte abhängig. Der von mir bevorzugte Flecktarnanzug mit Dschungelhut ließ mich im Feld nahezu unsichtbar werden, dies in Kombination mit meinem modifizierten M4 hat so manchem Gegner den Kopf gekostet. Einzig die Langzeitmotivation ließ zu wünschen übrig. Denn trotz Baukastensystem ist und bleibt es ein Online-Shooter. Keine Handlung, was zählt ist Reaktion und Übung.

Doch bei Operation 7 verhält es sich eben wie bei geschenkten Pferden. Daher auch die gut gemeinten 80 Punkte, von denen 5 für den Kostenfaktor verteilt wurden, denn der liegt immerhin bei Null. Für Fans des Genres ist das Spiel sicher einen Download wert, ob die E-Sport Gemeinde das Spiel dauerhaft annimmt bleibt abzuwarten. Potential ist in jedem Fall zu erkennen, auch ich werde es wieder spielen. Schließlich spare ich auf das neue Zielfernrohr.

(Philipp Rust)

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